Umgangsformen, Riten und Sozialverhalten im Wandel der Zeit




Gute Umgangsformen sind wichtig

Umgangsformen, Riten und Sozialverhalten im Wandel der Zeit

Nicht nur im Hier und Jetzt sind gute Umgangsformen wichtig. Im Steampunk-Universum sind sie ein elementarer Bestandteil. Deshalb hier eine Übersicht der Zeitgeschichte.

  • Die Neandertaler
  • Die Römer
  • Das Mittelalter
  • Das viktorianische Zeitalter

Die Neandertaler ( 120.000/130.000 bis ca. 30.000 v.Chr.)

Ich weiß nicht, ob man bei den Urmenschen von Umgangsformen sprechen kann. Allerdings gab es auch dort – voraussichtlich – gewisse Ordnungen oder Systeme. Damit meine ich nicht, das man eine Frau am Zopf packt und sie in seine Höhle schleift.

Sprache, Umgangsformen und Sozialverhalten

Man hat bei unseren Urvätern ein – durch ihre längliche Kopfform – verändertes Wachstum des Gehirns festgestellt. Durch diese längliche Form konnten sich die Bereiche, die für kognitives Verhalten zuständig waren nicht immer richtig ausbilden.Dadurch kam es teilweise zu Einschränkungen beim Sprechen und im Sozialverhalten. Dies kann man auch beim heutigen Menschen feststellen, wenn diese Bereiche des Gehirns geschädigt sind.

Ernährung

Anpassungen an die Umgebung nahmen die ersten Menschen auch vor. Sie ernährten sich von Muscheln und Krustentieren, wenn sie an der Küste lebten und von der Jagd auf Mammut und Bison im Inland. Von „Kultur“ kann man sprechen, wenn man die Bearbeitung von Waffen und Werkzeugen mit einbezieht. Dies war ein großer Fortschritt in unserer Entwicklung. Die Entwicklung einer Sprache wird angenommen, auch wenn diese wahrscheinlich von Gruppe zu Gruppe unterschiedlich war.

Arbeitsteilung und Organisation

Beim täglichen Umgang miteinander konnten schon separate Stätten für die Zerteilung von Fleisch und die Herstellung von Werkzeugen. Ebenfalls gab es eine deutliche planmäßige Arbeitsteilung und Organisation, eine jahreszeitlich ausgerichtete Spezialisierung auf einzelne Tierarten und saisonale Lagerplätze bezogen auf die ganze Gruppe.

Körperschmuck

Es ist bewiesen, das die Neandertaler Schmuck herstellten, indem sie Muscheln und Knochen einfärbten und diese in Form eines Halsbandes trugen. Ebenso belegen dies Maskenfunde, die mit Farbpigmenten versetzt waren. Auch schöne Federn wurden zur Zierde benutzt. Dies kann man daran belegen, dass die aufgefundenen Federn keinen Tieren zuzuordnen waren, die in diesem Zeitalter zur Speise dienten.

Bestattungen

Der Verstorbene wurde zumeist in Rückenlage oder auch in Hockerstellung – also auf der Seite liegend mit angezogenen Beinen – in das Grab gebettet. Es gabe auch Grabbeigaben wie, z.B. Tierknochen und Steinwerkzeuge.

Die Römer (753 v. Chr. bis 480 n.Chr.)

Sprache, Umgangsformen und Sozialverhalten

Das Römische Reich war zu seiner Blütezeit  DIE Weltmacht schlechthin. Die Amtssprache der Römer war Latein – im Osten auch Altgriechisch. Alle Ihnen unterworfenen Völker hamen deren Sprache und Kultur an. Aus dem Latein entwickelten sich die romanischen Sprachen Französisch, Italienisch, Spanisch, Rumänisch und Portugiesisch. In der Römisch-Katholischen Kirche, sowie in der Biologie und Medizin werden heute noch lateinische Begriffe verwendet.

Das Rechts- und Staatswesen Europas ist maßgeblich vom römischen Recht geprägt. Die Landwirtschaft nahm mit dem Handel und dem Handwerk die wichtigste Position in der Wirtschaft ein. Jedoch war auch die Sklaverei ein grundlegender Baustein, auf dem das römische Imperium aufgebaut war.

Das römische Reich wurde stetig erweitert und die Kultur wurde den unterlegenen Völkern mit Druck nahegebracht. Es gab auch bei den Römern eine Ranghohe Klasse. Diese bestand aus dem Senat, Steuereintreibern und dem Militär.

Zur Unterhaltung des Volkes wurden Spiele veranstaltet, welche oft einen blutigen Ausgang nahmen.

Ernährung

Die Römer benötigten Brot als Grundnahrungsmittel. Ohne dies, wäre eine so große Nation nicht lebensfähig gewesen. Eine römische Großbäckerei war schon vor 2000 Jahren in der Lage, 36.000 kg römisches Brot pro Tag herzustellen (zwischen 50.000-60.000 Brote). Das Backprinzip der Römer ähnelt dem von heute; in etwa so, wie in Gemeindebackhäusern gebacken wurde. Bei Orgien wurden allerdings alles aufgefahren, was das römische Reich zu bieten hatte. Von Tauben , Fasan, Exotische Früchte bis hin zu allerlei Meeresgetier.

Arbeitsteilung und Organisation

Das Römische Reich war eine Hochkultur. Vom Aquädukt, über hygienische Anlagen bis hin zur Feuerwehr. Die Bäderanlagen sind berühmt und auch eine Arena durfte in keiner größeren Stadt fehlen ( Bsp. Trier- Hauptstadt des Weströmischen Reiches). Die Römer gewannen ihre Kriege nicht durch ihre zahlenmäßige Überlegeheit, sondern aufgrund Ihrer bis dato ungeschlagegen Taktik. Kein wildes aufeinander Zurennen wie bei den Barbaren. Nein, taktische Formationen, wie z.B: die Schildkröte, Phalanx- oder Kohortentaktik wendeten auch bei zahlenmäßiger Unterlegenheit oft das Blatt zu Gunsten der Römer. Hier ein Beispielvideo bei Youtube aus Südkorea.

Wie schon oben erwähnt, kam den Bäckern und Müllern eine wichtige Rolle bei der Nahrungsversorgung zu. Sie versorgten die Legionen täglich mit Nahrung. Hierzu mußte der Nachschub an Weizen und Dinkel sichergestellt werden. Es gab also viele Bauern, die z.B. Erbsen, Linsen, Kohl, Möhren und Sellerie, Äpfel, Kirschen, Pflaumen und Gewürzkräuter wie Petersilie, Fenchel, Koriander und Dill anbauten.

Achja, man lag natürlich zu Tisch.

Körperschmuck

Halsketten, Armreife und Ringe waren bei den Römern Ausdruck Ihres Wohlstandes und Ranges. Cäsar küsste man auf den Ring, um seine Untergebenheit zu zeigen. Dieses Ritual wird heute auch noch von verschiedenen Gemeinschaften verwendet.

Der Schmuck bestand aus Glasplatten  Farbsteinen und Metallplättchen. Diese waren an Ketten aus Drahtringen befestigt. Bei den Armreifen waren Schlangenmotive beliebt um Unheil abzuwehren.

Bestattungen

In Rom gab es auch die beiden Bestattungsformen des Verbrennens und des Begrabens. Die Verbrennung  und anschließende Beerdigung in Urnen gilt als typisch römisch. Es gab große Grabbauten, in denen man sich repräsentativ beerdigen ließ (z.B. Mausoleen von Kaiser Augustus oder Hadrian). Teilweise konnten diese Gräber bis zu 100 Urnen aufnehmen.

Umgangsformen Ritterlager Villa Borg
Ritterlager Villa Borg




Das Mittelalter (5. bis Ende 15. Jahrhundert n.Chr.)

Sprache, Umgangsformen und Sozialverhalten

Die Sprache im Mittelalter war sehr unterschiedlich. Man unterscheidet zwischen dem gemeinen Volke und der Herrschaft, bzw. Ritterschaft.

Das gewöhnliche Volk hatte eine sehr unverblümte Sprache, direkt heraus und etwas grob. Nichts ist mehr zu spüren vom Imperialen der römischen Kultur. Da dieser Kulturkreis meist aus Bauern, Händlern und Dirnen bestand, mußten sie sich durchsetzen können

Der Adel war sich seiner Sonderstellung bewußt. Diese Herrschaften regierten die damalige Welt, unterstützt durch Ritter und unterdrückte Leibeigene. Die Bauern lieferten den „Zehnt“ bei Ihrem Herren ab, was diesen ein (fast) sorgloses Leben bereitete.

Da man allenfalls mal in den Krieg ziehe mußte und sich ansonsten Turnieren und dem schönen Leben hingeben konnte, war die Umgangsform auch gesitteter. Es gab höfliche Ansprachen, Knickse und Verbeugungen. Was natürlich nicht heißt, das es auch dort hoch her gehen konnte.

Ernährung / Tischsitten

Das Hauptnahrungsmittel dieser Zeit bestand aus Getreidebrei und -grütze. Dies galt auch bis zur Einführung der Kartoffel in Deutschland – in den 1740er Jahren-  bei uns. Brot war im 10. Jahrhundert selbst in den Klöstern kein alltägliches Lebensmittel. Da es keine Kühlmöglichkeiten gab, wurden die Lebensmittel durch trocknen und salzen haltbar gemacht. Beispiele sind die heute noch zu erhaltenden Stockfische oder Trockenfleisch ( Beef Jerky ). Das wohl bekannstest Kochbuch dieser Zeit war „Wie man eyn teutsches Mannsbild bey Kräften hält

Zu den damaligen Tischsitten kann man den berühmten Spruch erwähnen: „Warum rülpset und furzet Ihr nicht? Hat es euch nicht geschmecket?“. Es ging also auch in Herrschaftlichen Häusern etwas grober bei Tische zu. Ein Messer gehörte zur Grundausstattung eines jeden Mannes , jedoch auf die Gabel mußte man noch verzichten. Es gab zwar Gabeln, diese wurden aber nur zum tranchieren von Großtieren (Fasan, Spanferkel oder Rind) benutzt und hatten nur 2 Zinken. So reichten Bedienstete zwischen den Gängen flache Wasserschalen zur Reinigung der Hände.

Mahlzeiten waren eine gemeinschaftliche Handlung, d.h. die Dienstboten speisten mit den Herrschaften in einem Raum. So konnte auch übermäßiger Verzehr unterbunden werden. Zuerst bekamen die ranghöchsten Personen zu essen. Anschließend aßen die Untergeordneten, was davon übrig geblieben war. Von Frauen wurde eine besondere Mäßigung beim Essen erwartet. Deshalb aßen sich diese VOR derm Essen in Ihren Gemächern satt.  Die Reste des Essens wurden an Bedürftige verteilt und auch dies wurde überwacht, damit sich das Peronal nicht den Wams vollschlug.

Arbeitsteilung und Organisation

Leider ist beim Zerfall des Römischen Reiches ein großes Stück Kultur und das Wissen um Hygiene verloren gegangen. Die grundlegenden Arbeitsorte sind allerdings erhalten geblieben.

In der Küche wurden die Mahlzeiten gekocht und hier traf sich oft das Gesinde, da dieses Zimmer ein wärmendes Feuer beherbergte.

Das „Badezimmer“ hat den Namen nicht wirklich verdient. Hier stand meist eine Holzwanne, die mit warmen Wasser gefüllt wurde. Die ganze Familie ging der Reihe nach hinein, so daß die Kinder meist nur kaltes und dreckiges Wasser erwischten. Der Beruf des Baders war zwar nicht hoch angesehen aber er war immer herzlich willkommen.

Körperschmuck

Männer schmückten sich im 11. und 12. Jahrhundert mit Armreifen, Gürteln und Mantelspangen aus Buntmetall. In den höheren Schichten der Gesellschaft bestand der Schmuck sogar aus Edelmetall. Frauen aus adligen Kreisen trugen im 11. Jahrhundert noch ausgiebig Schmuck in Form von Ketten, Ohr- und Fingerringen sowie Fibeln. Diese Tendenz war im 12. Jahrhundert dann stark rückläufig, wobei Schmuck nur noch vereinzelt in Form von Fibeln und Fingerringen getragen wurde. Ab dem 13. Jahrhundert bestand der Schmuck des Mannes aus reich verzierten Gürteln mit Taschen, welche man auch als Dusings bezeichnete.

Im Mittelalter erhielt der Schmuck eine weitere Bedeutung: Man verwendete ihn als Geldersatz und Tauschmedium. Außerdem war die symbolische und mythische Bedeutung ausschlaggebend. So wurde beispielsweise eine Brosche für die beschenkte Person zum Zeichen der Liebe.

Bestattungen

Es gab zwei Hauptformen der Bestattung. Entweder man wurde verbrannt oder beerdigt. Die Verbrennung wurde durch das Christentum verboten und erst in der heutigen Zeit (19./20. Jahrhundert) wieder eingeführt.

Die Bestattungen variierten je nach Stand des Verstorbenen:

Das gewöhnliche Volk wurde in den Kleidern, in denen Sie gestorben sind, meist noch am gleichen Tag und ohne Sarg beerdigt.

Die betuchteren Herrschaften wurden in einem Sarg zu Grabe getragen (wenn er aus Holz war). Dieser bestand bis ins 14. Jahrhundert auch mal aus Stein.

Mittellose Mitbürger wurden teilweise von Stiftungen beerdigt. Diese wurden von reichen Mitmenschen gegründet, um sich Seelenheil zu erkaufen.

Das Viktorianische Zeitalter (1837 bis 1901 ) / Steampunk-Universum

Als viktorianisches Zeitalter bezeichnet man die Regierungszeit von Königin Victoria von England in den Jahren 1837-1901. In dieser Zeit begann die industrielle Revolution. Mit der aufkommenden Mechanik beschäftigt sich auch der Steampunk.

Sprache, Umgangsformen und Sozialverhalten

Die Umgangssprache ( in England) war natürlich englisch. Durch die Einsetzung Victorias kam erst die zweite Königin auf Englands Thron. In Ihrer Regierungszeit wurde die Bildung erhöht, indem man armen Familien das Schulgeld erließ. Dadurch schwand die Zahl der Analphabeten drastisch. Die höheren Privatschulen nahmen immer mehr ihre heutige Form an. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts baute man die Hochschulen stark aus und öffnete 1872 die Universität auch für qualifizierte Bürger, unabhängig von Stand und Religion.

Höfische, bzw. höfliche Umgangsformen sind das, was wir besonders mit England verbinden. Daran angelehnt sind die Umgangsformen des Steampunk. Höfliche Ansprache mit „Mein Herr“ oder „Meine Dame“ gehören zum guten Ton. Der etwas steifere Gentleman, der immer und überall Haltung bewahrt, komme was wolle, stellt – für uns Deutsche – einen typischen Engländer dar.

Ernährung

Aufgrund von Kartoffelfäule in der Mitte des 19. Jahrhunderts, kamen Unterernährung und Mangelerscheinungen über Irland und Großbritannien. Die Arbeiterschichten ernährten sich hauptsächlich von Porridge, Brot und Kartoffeln. Fleisch, kam – wie auch bei uns – nur selten auf den Tisch. Der Tee begann sich in England zu verbreiten und verdrängte das nahrhafte Bier. Die Grütze war auch in England Hauptbestandteil der Ernährung ,wobei die Kinder in Arbeiterfamilien sich hauptsächlich von Brot ernährten. Gekauft wurde dies wohl seltener. Durch den Mangel an Lebensmitteln verbreitete sich Skorbut und Rachitis.Obst und Gemüse war sehr teuer und wurde von der Bevölkerung als nicht notwendig angesehen. Die kohlenhydratreichen Lebensmittel wie Brot und Grütze wurden diesen vorgezogen.

Arbeitsteilung und Organisation

Für Unterhaltung sorgte in Großbritannien das Wirtshaus und das Varieté. London entwickelte sich zu einer künstlerischen und intellektuellen Metropole. Die Erweiterung des Schienennetzes und die gute Stadtverwaltung trugen ihren Teil dazu bei. Günstige Gaststätten und Restaurants eröffneten und gegen Ende des 19. Jahrhunderts kamen noch Kinos mit Stummfilmen dazu.

Eine spätere Wahrnehmung betrachtete das viktorianische Zeitalters eher nostalgisch. So ist der Steampunk und die Lolita-Mode an diese Zeit angelehnt.

Körperschmuck

Die Märchenromanze und eine prächtige königliche Hochzeit im Jahre 1840 mit Prinz Albert war für die englische Schmuckerzeugung besonders fördernd. Queen Victoria liebte Schmuck mit Inschriften und Medaillons, in denen Portraits oder Locken Platz fanden. Metalle und silbrige Farben waren begehrt. Farbigen Schmuck gab es gegen Ende des 19. Jahrhunderts kaum. Queen Victoria trug nämlich nach dem Tod ihres Mannes Trauer bis zu ihrem Tod. So kam es, das dies die gesamte Schmuckindustrie abfärbte. Nur die Hafenstadt Whitby in Yorkshire war der Gewinner dieses „Trends“. Hier baute man das neue Material für Trauerschmuck ab, Gargant und Yet (Jett).

Bestattungen

In diesem Zeitalter gibt es kaum Änderungen bei den Beerdigungszeremonien. Die Menschen wurden mit Särgen auf Friedhöfen begraben. Verbrennungen waren in diesem Zeitalter nicht üblich .Dies galt für alle Gesellschaftschichten gleichermaßen. Wobei die Särge, je nach Geldbeutel, einfach oder prächtiger ausfielen.